Schulgeschichte
Mit dem Schulentwicklungsplan 1970 und seiner Fortschreibung 1972 wurde eine Förderstufe (differenzierte Jahrgangsstufen 5 und 6) für die Stadt Groß-Gerau festgeschrieben. Einzugsbereich bildete neben der Kreisstadt mit ihren Ortsteilen Wallerstädten und Dornheim die Gemeinde Büttelborn mit Klein-Gerau, Worfelden sowie die Gemeinde Nauheim.
Der Kreisausschuss beschloss daraufhin am 30.08.1972 die Errichtung einer Hauptschule mit Förderstufe, denn das Schulgesetz sah zur damaligen Zeit vor, dass Förderstufen in der RegelBestandteil einer Haupt- und Realschule sind. Die bestehenden Schulen, Johannes-Angelus-Schule als Haupt- und Realschule und die Schillerschule (Grund- und Hauptschule) verfügten nicht über ausreichende Raumkapazität. Insofern war ein öffentliches Bedürfnis für einen Schulneubau gegeben. Diese neu zu errichtende Schule sollte später in eine IGS umgewandelt werden. Aufgrund der hohen Schülerzahlen mit 20 Klassen je Jahrgangsstufe 5 und 6 wird am 01.08.1973 die Förderstufe organisatorisch geteilt und ein Teil der Angelus-Schule zugeschlagen. Parallel dazu wurde der Schulneubau der späteren Martin-Buber-Schule „auf der grünen Wiese“ errichtet und vom damaligen hessischen Ministerpräsidenten Albert Osswald am 22.09.1972 eingeweiht.
Nach Genehmigung eines umfangreichen pädagogischen Konzeptes startet am 01.08.1974 der Unterricht in den neuen IGS-Klassen der Jahrgangsstufe 7 der „Gesamtschule Groß-Gerau“. Wegen der nach heutigen Maßstäben enorm großen Jahrgangsbreite wird ab 01.08.1975 eine Dependance auf dem Gelände der ehemaligen Prälat-Diehl-Schule eingerichtet, genannt „Schulteil Ost“. Nur durch eine Kreisstraße getrennt entstanden somit binnen kurzer Frist zwei Schulteile „West“ und „Ost“ mit einer Schulform, die für sich in Anspruch nehmen konnte „eine Schule für alle“ zu sein. 1900 Schülerinnen und Schüler besuchen im Schuljahr 1974/75 diese zweigeteilte Mammutschule.
Mehrere politische Initiativen zur Trennung in zwei eigenständige Schulen haben zunächst keinen Erfolg. Um die Schulteile zu organisieren gestattet das Hessische Kultusministerium zumindest eine erweiterte Schulleitung mit zwei Stellvertretern und zwei pädagogischen Leitern, jeweils für einen Gebäudeteil. Erst mit Beginn des Schuljahres 1979/80 wurde der Schulteil „Ost“ selbstständige IGS. Um die Trennung und Unterscheidung zu unterstützen, trägt seit dem 27.04.1982 der ehemalige Schulteil „IGS-West“ den Namen „Martin-Buber-Schule“. Die „IGS-Ost“ wurde in „Carl-von-Ossietzky-Schule“ umbenannt.
Bereits in den neunziger Jahren kam die Trendumkehr. Die Schülerzahlen waren rückläufig. Der Zustrom zu den Gymnasien wuchs. Die beständige öffentliche Werbung um höhere Bildung, verbunden mit politischen Entscheidungen zum leichteren Zugang zu den gymnasialen Eingangsklassen war erfolgreich.
In der Folge wurde die Carl-von-Ossietzky-Schule-Schule im Jahr 1995 bereits wieder aufgelöst. Personal und Schülerschaft wurden sukzessive in die MBS übernommen, während im „Bauteil Ost“ das neue Mittelstufengymnasium Einzug hielt, die heutige Luise-Büchner-Schule. Die Astrid-Lindgren-Schule, eine Sprachheilschule, war dort bereits seit 1992 untergebracht.
Die Entwicklung der Schülerzahlen belegt das Auf und Ab der vergangenen Jahrzehnte, auch als Gradmesser öffentlicher Meinung und mancher politischer Entscheidung:
Schuljahr | Schülerzahl | Anmerkung |
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1972/73 | 686 | Hauptschule mit Förderstufe |
1973/1974 | 1.246 | |
1974/75 | 1.545 | IGS Groß-Gerau (Jahrgangsstufen 5 bis 7 aufbauend) |
1975/76 | 1.836 | |
1976/77 | 2.331 | |
1977/78 | 2.649 | |
1978/79 | 2.670 | |
1979/80 | 1.511 | Trennung der beiden Schulteile |
1980/81 | 1.372 | |
1981/82 | 1.332 | |
1982/83 | 1.298 | |
1983/84 - 1995/96 | ... | Daten folgen |
1995/96 | ... | Vereinigung der beiden IGS-Standorte |
Entwicklung der Schülerzahlen 1996 bis 2024
Schulleiter der Martin-Buber-Schule
Fünf Schulleiter trugen beziehungsweise tragen seit der Gründung Verantwortung für die organisatorische und pädagogische Entwicklung der MBS:
Ingeborg Hempel Im Aufbau der neuen Schule vorläufig beauftragt mit der Leitung der Gesamtschule am 15.11.72; ernannt im Schuljahr 1974/75. Ihre erfolgreiche Amtszeit in den wechselvollen Aufbaujahren endet mit Ihrer Ruhestandsversetzung am 31.01.1983. |
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Hans-Peter Kirsten-Schmidt In seiner langen Amtszeit vom 01.08.1983 bis 31.07.2004, initiierte und betrieb er geduldig und hartnäckig die Weiterentwicklung der Schule. Seine Kontakte und Anregungen reformorientierter Gesamtschulen nutzte er, um markante Akzente im IGS-Profil seiner Schule und Schulform zu setzen. Nach Einführung des Ganztagsangebots mit Mittagessen wurde bereits ab 1995 ein Schulprogramm entwickelt sowie ein Förderkonzept und Leitbild gemeinsam erarbeitet, lange bevor sie verpflichtend waren. Die Zweier-Differenzierung wurde zum spätestmöglichen Zeitpunkt beschlossen und bis heute, vor allem in den unteren Jahrgangsstufen, als klasseninterne Differenzierung weitergeführt. Eine besondere Herausforderung stellte die Eingliederung der Carl von Ossietzky-Schule dar. Sie erforderte Integrationskraft und das Herausarbeiten gemeinsamer Ziele. Auch die Planung der Gesamtsanierung der Schule erfolgte kreativ und in enger Zusammenarbeit mit der Schulgemeinde. Hans-Peter Kirsten-Schmidt sorgte dafür, dass alle Lehrkräfte zusätzliche Verantwortung und teilweise Leitungsaufgaben übernahmen. So konnten sich etliche Lehrkräfte weiterqualifizieren und sich erfolgreich auf unterschiedliche Funktionsstellen bewerben. |
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Heinrich (Heiner) Friedrich Vom 01.08.2004 bis 31.07.2012 setzte er sich unermüdlich für eine Wertorientierung und das „Wir-Gefühl“ innerhalb der multikulturellen Schülerschaft ein. „Fördern und Fordern“ wurde zu einem Leitgedanken seiner Amtszeit. Verbunden mit einem schlüssigen Ganztageskonzept konnte sich die MBS als pädagogische Alternative zu den Gymnasien etablieren. Die hohen Anmeldezahlen führten schließlich zur Realisierung eines Erweiterungsbaus mit Bibliothek als Lernzentrum und modernen Klassen- und Fachräumen. |
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Philipp Stannarius
10 Jahre lang, vom 01.08.2012 bis 31.07.2022 führte er die MBS im Geiste des Namenspatrons Martin Buber, des daran ausgerichteten Schulleitbildes und der wertschätzenden Haltung seiner Vorgänger weiter. Seine Amtszeit war durch besondere Herausforderungen, die von außen auf die Schulentwicklung einwirkten, geprägt: Zunächst galt es die Fertigstellung des Neubaus organisatorisch wie auch pädagogisch zu gestalten. Des Weiteren mussten die schulinternen Strukturen hinsichtlich der Inklusiven Beschulung angepasst werden. Darüber hinaus gelang es Kinder aus den zugezogenen Flüchtlingsfamilien in unser Gesamtschulsystem zu integrieren und auf einen guten Abschluss vorzubereiten. Eine besondere Herausforderung zum Ende seiner Amtszeit war die Bewältigung der Corona-Krise: Unterricht fand in Distanz statt, digitale Strukturen zum Homeschooling mussten geschaffen werden, die Sporthalle wurde zum Impfzentrum umfunktioniert, wöchentlich änderten sich die Hygienebestimmungen, Masken und Coronatests gehörten zum schulischen Alltag. |
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Ingo Neumann Am 01.08.2022 wurde Ingo Neumann mit der Leitung der Martin-Buber-Schule beauftragt. |