Alles wirkliche Leben ist Begegnung

(Martin Buber)

Martin Buber wurde 1878 in Wien geboren. Er war Jude und Lehrer für jüdische Religion an der Universität Frankfurt am Main. Er entwickelte Ideen, welche Art von Erziehung für die Menschen am besten ist. Er arbeitete in Frankfurt und wohnte lange Zeit in Heppenheim. 1935 bekam er von den Nazis Redeverbot. 1938 wanderte er mit seiner Familie nach Jerusalem aus, um einer Verhaftung durch die Nazis zu entgehen. Sein Haus in Heppenheim wurde noch im gleichen Jahr in der Pogromnacht verwüstet. In Israel war er Professor an der Universität in Jerusalem. Dort starb er 1965.

Lebenslauf

08.02.1878 Martin Mordechai Buber wird in Wien geboren.
  Nach der Scheidung der Eltern (Karl Buber und Elise, geb. Wurgast) kommt Buber nach Lemberg (polnische Ukraine), damals k.u.k.-Monarchie zu seinen Großeltern: Salomon Buber (Großgrundbesitzer und Bankier, aufgeklärt-wissenschaftlicher Herausgeber hebräischer Midrasch-Literatur, sehr gute Hebräischkenntnisse) und Adele Buber (Verwalterin des Besitzes, begeisterte Leserin deutscher Klassiker). Buber wuchs vielsprachig auf: jiddisch und deutsch zuhause, hebräisch und französisch bereits in seiner Kindheit, polnisch im Gymnasium.
1892 Buber kommt ins Haus seines wiederverheirateten Vaters in Lemberg. Religiöse Krise, welche zur Lossagung von den jüdischen Religionsgebräuchen führt. Liest Kant und Nietzsche.
1896 Student in Wien (Philosophie, Kunstgeschichte, Germanistik, Philologie).
1897 Studium in Leipzig, unter anderem Beschäftigung mit der Mystik der Renaissance und der Reformationszeit.
1898 Studium in Berlin; Anschluss am Zionismus. Gründung einer zionistischen Ortsgruppe und des Vereins jüdischer Studenten durch Buber.
Teilnahme an Kongressen, Organisationsarbeit, Agitation.
Kontroverse mit Herzl um politische und kulturpolitische Richtung.
1899 Studium in Zürich. Begegnung mit der Germanistik-Studentin Paula Winkler aus München, seiner späteren Ehefrau (Schriftstellerin unter dem Pseudonym Georg Munk)
Teilnahme am dritten Zionistischen Kongress.
1900 Geburt seines ersten Kindes Rafael.
1901 Geburt seines zweiten Kindes Eva.
Redakteur der Wochenschrift „Die Welt“, Zentralorgan der zionistischen Weltorganisation.
ab 1930 Intensive Beschäftigung mit der chassidischen Botschaft, aber auch mit der Mystik (Meister Eckhart, Jakob Böhme).
1904 Tod Herzls. Rückzug aus der Organisationsarbeit.
Promotion, Dissertation: „Beiträge zur Geschichte des Individuationsproblems“ (über Jakob Böhme und Nikolaus Cusanus)
1905/06 Florenz, Arbeit an der später aufgegebenen Habilitation in Kunstgeschichte.
Bis 1916: Lektoratstätigkeit für den Verlag Rütten&Loening in Frankfurt.
1906 Die Geschichten des Rabbi Nachman
1908 Die Legende des Baalschem
1909 Ekstatische Konfessionen
1909 - 11 Erste drei Reden über das Judentum in Prag vor der jüdischen Studentenorganisation Bar Kochba.
1910 - 14 Studium über Mythen der Völker, Herausgabe mythischer Texte:
Tschuang-Tse. Reden und Gleichnisse.
Chinesische Geister- und Liebesgeschichten.
Kalewala. Das Nationalepos der Finnen.
Die vier Zweige des Mabinogi. Ein keltisches Sagenbuch.
1913 Daniel. Gespräch von der Verwirklichung.
Abkehr von der immanenten Versenkungsmystik und Hinwendung zu einem Menschenverständnis des polaren Gegenüberseins der Partner; erneute Zunahme des Interesses am zionistischen Impuls.
1916 Die jüdische Bewegung - Gesammelte Aufsätze und Ansprachen. Erste Folge 1900 - 1914.
Umzug von Berlin nach Heppenheim.
Herausgeber von „Der Jude“. Eine Monatsschrift. (bis 1924)
Erste Konzipierung von „Ich und Du“.
1919 Erste, noch unbeholfene Niederschrift „Ich und Du“.
1921 Die jüdische Bewegung - Gesammelte Aufsätze und Ansprache. Zweite Folge 1916 - 1920.
Beginn der näheren Bekanntschaft mit Franz Rosenzweig.
1922 Mitarbeit an Rosenzweigs Freiem Jüdischem Lehrhaus.
1923 Lehrauftrag an der Universität Frankfurt: Jüdische Religionslehre und jüdische Ethik für den erkrankten Rosenzweig.
„Ich und Du“. Überwindung der mystischen Periode.
1925 Beginn der Verdeutschung der Schrift.
1926 - 28 Mitherausgeber der Vierteljahresschrift „Die Kreatur“, zusammen mit Viktor von Weizsäcker und Joseph Wittig.
1927 Fünf Bücher der Weisung
1928 Die chassidischen Bücher (erste Gesamtausgabe). Zu Bubers 50. Geburtstag: Aus unbekannten Schriften.
1929 Tod Franz Rosenzweigs am 10. Oktober. Bibelübersetzung ist bis Jesaja 53 gediehen.
ab 1930 Umwandlung des Lehrauftrags in eine Honorarprofessur an der Universität Frankfurt.
1932 Das Königtum Gottes, Zwiesprache
1933 Niederlegung der Professur direkt nach der Machtergreifung Hitlers .
Entzug der Lehrbefugnis am 4. Oktober.
Errichtung einer Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung: Bibelkurse unter zunehmender administrativer Behinderung.
Fortführung von Interpretationsarbeit an der Bibel.
1934 Kampf um Israel - Reden und Schriften 1921 - 1932
1935 Das nationalsozialistische Regime verbietet Buber einstweilen jede öffentliche Betätigung.
1936 Die Frage an den Einzelnen,
Die Stunde der Erkenntnis - Reden und Aufsätze (1933 – 1935).
1938 Buber verlässt Deutschland im März. Ausreise nach Palästina. Fortan ist Jerusalem sein Wohnort.

In der Reichspogromnacht wird Bubers Haus in Heppenheim verwüstet.
Professur an der Hebrew University of Jerusalem: Anthropologie und Einführung in die Soziologie (Lehrstuhl für Religionswissenschaft wurde von orthodoxen Kreisen verhindert)
Probleme bei der Übersiedlung (hebräische Sprache)
publizistische Mitarbeit an den Problemen der Juden in Palästina
Ausarbeitung des biblischen, philosophischen und chassidischen Werkes
Teilnahme an den politischen Diskussionen um die Araberfrage
Mitgründer der Gruppe Ichud, die auf einen bi-nationalen Staat hinarbeitete.
1947 Erste Vortragsreise nach Europa.
1949 Aufbau des „Seminar für Erwachsenenbildner“ in Jerusalem (bis 1953 geleitet).
1950 Der Glaube der Propheten,
Zwei Glaubensweisen.
ab 1951/52 Vortragsreisen in die USA, Kurse an Universitäten.
1951 Goethe-Preis der Universität Hamburg.

Nach dem Sommersemester beendigt Buber offiziell seine Lehrtätigkeit in Jerusalem.
Urdistanz und Beziehung
1953 Friedenspreis des deutschen Buchhandels.Gottesfinsternis.
1956 Europareise
1957 Amerikareise, u. a. Vorlesung an der School of Psychiatry in Washington über „Schuld und Schuldgefühle“.
1958 80. Geburtstag mit Ehrungen in aller Welt. Ehrendoktorwürde an der Sorbonne in Paris.
Auf der Rückreise aus den USA und Europa stirbt Paula in Venedig. Buber erkrankt für längere Zeit.
1960 Kulturpreis der Stadt München: „Das Wort, das gesprochen wird“
Begegnung.
1961 Abschluss der „Verdeutschung der Schrift“.
Verleihung des österreichischen Staatspreises.
1963 Verleihung des Erasmus-Preises in Amsterdam.
1964 Verleihung des philosophischen Ehrendoktorats an der Universität Heidelberg.
1965 Im Frühjahr gefährlicher Sturz, der eine Operation nötig macht (Oberschenkelhalsbruch). Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich durch eine chronische Nierenbeckenentzündung.
13.06.1965 Tod in seinem Haus in Talbyen, Jerusalem.
Begräbnis auf dem Friedhof Har-Hamenuchot in Jerusalem: Arabische Studenten haben Rosen, Nelken, Gladiolen auf die israelische Nationalflagge gelegt, die über den Sarg gebreitet war (Buber ließ als eine seiner letzten Anweisungen die Summe des von ihm für arabischen Studenten gestifteten Stipendiums verdoppeln).