Förderung im Bereich Deutsch als Zweitsprache

Der Fachbereich Deutsch als Zweitsprache ist an der Martin-Buber-Schule wie folgt aufgestellt:

DaZ-Kurse

In den DaZ-Kursen werden SchülerInnen der 5. und 6. Klassen gefördert, deren Herkunftssprache nicht Deutsch ist und die Unterstützung benötigen, um den Wortschatz zu auszubauen, Sprachbewusstheit und Sicherheit hinsichtlich der unterschiedlichen sprachlichen Register zu erreichen, den Ausdruck sowie das Verständnis mündlich wie schriftlich zu verbessern

Intensivklassen

Auf Zuweisung durch das Aufnahme- und Beratungszentrum (ABZ) des Staatlichen Schulamtes für den Landkreis Groß-Gerau und den Main-Taunus-Kreis erfolgt in unseren Intensivklassen die Beschulung von Seiteneinsteiger*innen, also schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen ohne/mit sehr geringen Deutschkenntnissen in Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Die Sprachförderung in der Intensivklasse dauert in der Regel 1-2 Jahre in Klassen mit maximal 19 Schüler*innen. Mit Erreichen des A1-Niveaus kann eine Teilintegration in eine Regelklasse erfolgen; mit Erreichen des A2-Niveaus der Übergang in eine Regelklasse. Ältere Schüler*innen unterstützen wir in der Berufsorientierung, auf der Suche nach Betriebspraktika und Anschlussmaßnahmen.

Unsere Intensivklassen sind nach Alter und Sprachniveau  unterschieden. Hier die Verantwortlichkeiten und Kontaktdaten im Überblick:

IK1 (Klassen 5/6)

Klassenleitung: Frau Buhl

carolin.buhl@schule.hessen.de

 

IK2 (Klassen 7-9, Alphaklasse)

Klassenleitung: Frau Saar-Tebati

Koordination der Intensivklassen

 

wibke.saar-tebati@schule.hessen.de

IK3 (Klassen 6-9)

Klassenleitung: Frau Döringer

saskia.doeringer@schule.hessen.de

 

Sozialpädagogin (UBUS)

Frau Kiok

neslihan.kiok@schule.hessen.de

Die jeweilige Klassenleitung führt vor Aufnahme in die Intensivklasse ein Aufnahmegespräch mit den Erziehungsberechtigten, in dem alle Fragen und Anliegen rund um den Besuch in der Intensivklasse geklärt werden.

Uns ist es wichtig, die Kinder und Jugendlichen im Ankommen zu begleiten und sie bei der Integration im neuen Lebensumfeld zu unterstützen. Dabei ist uns Elternarbeit wichtig. Projekte wie „Mama/Papa lernt mit“ und andere gemeinsame Aktivitäten laden zur Teilhabe ein und dazu, den Weg zu uns in die Schule zu finden. Wir möchten so für unsere Schüler*innen die Voraussetzungen für den bestmöglichen Start in Deutschland schaffen.

Aufbaukurse

In den Aufbaukursen wird dem Regelunterricht fächerübergreifend zu gearbeitet. Die Aufbaukurse schließen an die Förderung in den Intensivklassen an und richten sich an Seiteneinsteiger, die die Intensivklasse verlassen haben und nun in der Regelklasse sind. Die Förderung umfasst 6 Stunden wöchentlich und findet in Kleingruppen statt. Ein AK-Förderplan, in dem der Nachteilsausgleich und Notenschutz  für den Regelunterricht dokumentiert ist, wird von den Klassenlehrkräften mit den Eltern besprochen.

DSD-Kurs

Der Vorbereitungskurs für die Abnahme des Deutsch Sprachdiploms (DSD I) richtet sich an SchülerInnen nicht deutscher Herkunftssprache ab 14 Jahre, die mit dem Erlangen des B1-Sprachdiploms einen allgemein anerkannten Nachweis über gute, deutsche Sprachkenntnisse in Wort und Schrift erhalten. Dieser kann u.a. Bewerbungsunterlagen beigefügt werden und ist international anerkannt. Die Förderung im DSD-Kurs erfolgt über ein Schuljahr hinweg. Der Kurs schließt mit den mündlichen und schriftlichen Abschlussprüfungen im April eines jeden Jahres ab.

Wibke Saar-Tebati, Koordinatorin des Fachbereichs IK/AK/DaZ, wibke.saar-tebati@schule.hessen.de

 

 

Interview mit Cigdem Akcin

Eine ehemalige Schülerin, die die IK-Klasse besucht hat, ist nun seit einigen Jahren Lehrerin auf unserer Schule. In einem Interview erzählt Cigdem Akcin von ihrem Lebensweg von einer IK-Schülerin zu einer Lehrerin an der MBS.

Aus welchem Land kommen Sie?
Ich komme aus Anatolien. Das liegt in der Türkei.

Fiel Ihnen die Umstellung schwer als Sie nach Deutschland kamen?
Ja, das viel mir schwer, weil ich erst mit 14 Jahren nach Deutschland kam und das ohne ein Wort deutsch sprechen zu können.

Warum sind Sie nach Deutschland gekommen?
Weil mein Vater schon seit vier Jahren in Deutschland wohnte und die Familie durch Familienzusammenführung nachkommen ließ.

Vermissen Sie Ihre alte Heimat?
Ja, ich vermisse meine Kindheit. Ich bin dort auf dem Land aufgewachsen, in der schönen Natur. Ich vermisse diesen Lebensraum in der Natur.

War es für Sie schwer Deutsch in einer bestimmten Zeit zu lernen?
Klar, es fiel mir sogar sehr schwer. Ich hatte ja keine Deutschkenntnisse und auch keine Hilfe. Ich habe pro Tag mindestens 20 Wörter gelernt. Natürlich braucht man eine geregelte Lernzeit und Disziplin.

Wie fanden Sie die IK-Klasse und was ist sie?
Ich fand die IK-Klasse sehr angenehm. Wir wurden von Frau Kunze-Engemann unterrichtet. Sie hat uns jeden Tag gefragt, welches Datum wir haben und wie das Wetter ist. Da das Wetter in Deutschland sehr wechselhaft ist, konnte ich jeden Tag das Wetter mit einem anderen Wort beschreiben.

Fanden Sie schnell Freunde?
Ja, ich fand zwei Freundinnen, die auch in der IK-Klasse sehr fleißig lernten. Die eine davon ist später Informatikerin geworden.

Was war Ihr Lieblingsfach?
Meine Lieblingsfächer waren Kunst, Chemie, Mathe und Sport.

Wann haben Sie sich entschlossen Lehrerin zu werden?
Der Beruf hatte mich schon in meiner Kindheit interessiert; das war in der 10. oder 11. Klasse. Aber es hat sich auch eingependelt, da wir in der Familie viele Lehrerinnen und Lehrer haben.

Welche Tipps haben Sie für die zukünftigen IK-Schüler damit sie besser und schneller Deutsch lernen?
Ich kann nur sagen, dass man geregelte Lernzeiten braucht, sich daran hält und sich auch klar macht, wie viele Wörter man an einem Tag lernen möchte. Außerdem sollte man jeden Tag sehr viel Deutsch sprechen, die Hoffnung nicht verlieren und an sich glauben.

Wie haben Sie es geschafft Lehrerin zu werden?
Ich habe Deutsch gelernt und mein Studium absolviert. Dazu musste ich am Tag vier oder mehr Stunden lernen, sonst wäre ich heute nicht an der Martin-Buber Schule.

Das Interview führten für die Schülerzeitung Kompass: Mariza Wörpel und Tabea Vogel, 9A

Erfahrungsbericht von Umar Khan

Ein ehemaliger IK-Schüler erzählt über seine Erfahrungen in der IK-Klasse

Viele Leute haben mich gefragt, was die Intensivklasse überhaupt ist, weil sie davon nie zuvor gehört hatten und ihnen die Wichtigkeit der Intensivklasse nicht bekannt war. Ich möchte hier berichten, welche Rolle diese Klasse in meinem Fall gespielt hat.

Am 23. April 2012 war es endlich soweit. Meine Familie und ich kamen nach Deutschland. In Pakistan waren meine Familie und ich wegen unserem Glauben verfolgt worden und mussten flüchten. Für mich war alles neu, viele Fragen schwirrten durch meinen Kopf und die wichtigsten Fragen waren, was aus mir in Zukunft werden würde und wie ich diese neue Sprache lernen könnte.
Zum Glück gab es einen große Hoffnung für mich und das war mein Cousin Adnan, der mir in dieser schwierigen Zeit geholfen hat und er erzählte mir von der Intensivklasse, die er selbst kennen gelernt hatte.

Nach den Sommerferien gab es dann endlich einen freien Platz für mich in der Intensivklasse der Martin-Buber-Schule. Von den 16 Schülern war ich der einzige aus Pakistan. Die anderen kamen aus Afghanistan, Ungarn, Peru, Spanien, der Türkei, Rumänien, Italien und Eritrea. Die einzige Sprache, die wir alle gemeinsam kannten, sollte Deutsch sein, deshalb haben alle versucht, es schnell zu lernen. Am Anfang war es sehr schwer für mich.

Wir hatten drei Lehrerinnen: Frau Kuntze-Engemann, Frau Saar-Tebati und Frau Happel. Wir haben Grammatik bei Frau Kuntze-Engemann, Sprechen bei Frau Saar-Tebati und Mathe bei Frau Happel gelernt.

An meinem ersten Schultag war ich sehr aufgeregt. Mein Cousin hat mich zur Schule gebracht, doch dann war ich ganz allein. Die ersten drei Monate waren sehr schwer. Ich hatte keine Freunde, ich war oft allein und konnte weder etwas in der Cafeteria bestellen, noch jemandem erklären, was ich brauche. Danach wurde es besser, ich konnte etwas Deutsch, um in den Randstunden bereits eine Klasse zu besuchen.

Aber es war nicht einfach. Zunächst wollte ich nicht aus der Intensivklasse heraus in die normale Klasse. Die Intensivklasse war klein mit nur 16 Schülern. In der Regelklasse habe ich die Lehrer nicht genau verstanden. Die Aufgaben waren sehr schwer zu lösen für mich, da ich sie auch nicht genau verstanden hatte. Nach einiger Zeit habe ich bei Aufgaben, die ich nicht verstanden habe, auch meine Mitschüler gefragt. Dadurch bekam ich eine große Hilfe.

Meiner Meinung nach sprechen alle IK-Schüler und -Schülerinnen gut Deutsch, aber nicht nur deswegen, weil wir viel gelernt haben, sondern auch weil uns unsere IK-Lehrerinnen mit viel Fleiß und Geduld Deutsch beigebracht haben. Ohne deren Hilfe wäre ich heute nicht so gut und dort, wo ich bin. Durch viel Fleiß und viele Hausaufgaben in der Intensivklasse habe ich gut Deutsch gelernt. Ich möchte den Kindern der Intensivklasse empfehlen, sich immer auf ihr Ziel zu konzentrieren und es nicht aus den Augen zu verlieren.

Und danach war Umar einer der besten Schüler seines Jahrgangs, aufgrund seiner hervorragenden Leistungen hat er sogar an einem Mathematikwettbewerb teilgenommen.