Förderung im Bereich Deutsch als Zweitsprache

Der Fachbereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) ist an der Martin-Buber-Schule wie folgt aufgestellt:

DaZ-Kurse

In den DaZ-Kursen werden SchülerInnen der 5. und 6. Klassen gefördert, deren Herkunftssprache nicht Deutsch ist und die Unterstützung benötigen, um den Wortschatz zu auszubauen, Sprachbewusstheit und Sicherheit hinsichtlich der unterschiedlichen sprachlichen Register zu erreichen, den Ausdruck sowie das Verständnis mündlich wie schriftlich zu verbessern

DSD-Kurs

Der Vorbereitungskurs für die Abnahme des Deutsch Sprachdiploms (DSD I) richtet sich an SchülerInnen nicht deutscher Herkunftssprache, die mit dem Erlangen des B1-Sprachdiploms einen allgemein anerkannten Nachweis über gute, deutsche Sprachkenntnisse in Wort und Schrift erhalten. Dieser kann u.a. Bewerbungsunterlagen beigefügt werden und ist international anerkannt. Die Förderung im DSD-Kurs erfolgt über ein Schuljahr hinweg. Der Kurs schließt mit den mündlichen und schriftlichen Abschlussprüfungen im April eines jeden Jahres ab.

Aufbaukurse

In den Aufbaukursen wird dem Regelunterricht fächerübergreifend zu gearbeitet. Die Aufbaukurse schließen an die Förderung in den Intensivklassen an und richten sich an Seiteneinsteiger, die die Intensivklasse verlassen haben und nun in der Regelklasse sind. Die Förderung umfasst 6 Stunden wöchentlich und findet in Kleingruppen statt. Ein AK-Förderplan, in dem der Nachteilsausgleich und Notenschutz  für den Regelunterricht dokumentiert ist, wird von den Klassenlehrkräften mit den Eltern besprochen.

Intensivklassen

Was ist eine Intensivklasse?

In einer Intensivklasse lernen zugezogene, schulpflichtige Kinder und Jugendliche ohne oder mit sehr geringen Deutschkenntnissen Deutsch (DaZ), um sich auf den Besuch der Regelklasse vorzubereiten. Die Zuweisung in eine Intensivklasse erfolgt durch das Aufnahme- und Beratungszentrum (ABZ) des Staatlichen Schulamtes für den Landkreis Groß-Gerau und den Main-Taunus-Kreis. Der Förderung in der Intensivklasse dauert 1-2 Jahre. In der Klasse sind zur  Zeit maximal 19 Schülerinnen und Schüler. Im Verlaufe dieser Förderzeit mit Erreichen eines soliden A1-Niveaus erfolgt meist eine Teilintegration in einer Regelklasse, d.h. die zukünftige Klasse wird in Randstunden besucht, man lernt Lehrer, Mitschüler, neue Fächer und Räumlichkeiten kennen. Nach dem Erreichen der Niveaustufe A2 (GER) erfolgt der Übergang in die Regelklasse.

Unsere Intensivklassen

Wir haben 3 Intensivklassen, die nach Alter und Sprachniveau unterschieden sind.

IK1 (Klassen 5/6) Klassenleitung: Frau Buhl (buhl@mbs-gg.de)

IK2 (Klassen 7-9, Alphaklasse) Klassenleitung: Frau Saar-Tebati (saar-tebati@mbs-gg.de)

IK3 (Klassen 6-9) Klassenleitung: Frau Otto (otto@mbs-gg.de)

Die jeweilige Klassenleitung führt vor Aufnahme in die Intensivklasse ein Aufnahmegespräch mit den Erziehungsberechtigten, in dem alle Fragen rund um den Besuch in der Intensivklasse geklärt werden.

In der Intensivklasse erwerben die Schülerinnen und Schüler grundlegende Kenntnisse und Kompetenzen für das Verständnis und den Gebrauch der deutschen Sprache in Wort und Schrift. Es findet bei Bedarf Alphabetisierung statt. Der Unterricht geht vom individuellen Lernstand und dem konkreten kommunikativen Handlungsbedarf der Schülerinnen und Schüler aus. Neben dem Unterricht in Deutsch erhalten die Schülerinnen und Schüler Unterricht in Mathematik, Englisch, Arbeitslehre, IKG und Sport. Der Unterricht wird durch den Einsatz von Lernprogrammen am PC ergänzt. Die individuelle Förderung und Stärkung des eigenverantwortlichen Lernens sind zentral. Entsprechende Arbeits- und Lerntechniken werden vermittelt. Für die Älteren finden Betriebspraktika und eine Laufbahnberatung statt. Hier ist neben der Klassenleitung unsere Sozialpädagogin Frau Kiok (kiok@mbs-gg.de) die zuständige Ansprechpartnerin. Im Hinblick auf Praktika und Berufsorientierung ist Frau Kurpiers, Berufsberaterin der Bundesagentur für Arbeit, die richtige Ansprechpartnerin (a.kurpiers@kreisgg.de)

Die Schule bietet nachmittags AGs an, die unseren Schülerinnen und Schüler bei der Integration helfen. Zudem wird für die Jahrgänge 5 und 6 eine Hausaufgabenbetreuung angeboten. Intensivklassen beteiligen sich an Schulfesten, Sportturnieren, am „Tag der offenen Schule“ und an Wander- und Projektwochen.

Uns ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur den Unterricht und die Schule kennenlernen, sondern ihr Lebensumfeld erkunden und begreifen lernen. Entsprechend besuchen wir Städte wie Mainz, Darmstadt und Frankfurt und besuchen Museen, Büchereien, Theater, Tanzschulen und Betriebe. Wir lernen kennen, wo wir wohnen und orientieren uns. Wir lernen die Verkehrswege (S-Bahn-Linien, Busse, Züge) kennen und im Projekt „Verkehrserziehung“ das Radfahren nach deutschen Verkehrsregeln noch dazu. All diese Lernorte sind Gelegenheit, Deutsch zu lernen und den Wortschatz zu festigen und zu erweitern. Praktisch macht es allen Spaß und Sinn!

Unser Ziel ist es unsere Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zur gelingenden Integration zu unterstützen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sie einen für sie bestmöglichen Schulabschluss erreichen können und damit den bestmöglichen Start in Deutschland.

Wibke Saar-Tebati, Koordinatorin des Fachbereichs IK/AK/DaZ, saar-tebati@mbs-gg.de

 

 

Interview mit Cigdem Akcin

Eine ehemalige Schülerin, die die IK-Klasse besucht hat, ist nun seit einigen Jahren Lehrerin auf unserer Schule. In einem Interview erzählt Cigdem Akcin von ihrem Lebensweg von einer IK-Schülerin zu einer Lehrerin an der MBS.

Aus welchem Land kommen Sie?
Ich komme aus Anatolien. Das liegt in der Türkei.

Fiel Ihnen die Umstellung schwer als Sie nach Deutschland kamen?
Ja, das viel mir schwer, weil ich erst mit 14 Jahren nach Deutschland kam und das ohne ein Wort deutsch sprechen zu können.

Warum sind Sie nach Deutschland gekommen?
Weil mein Vater schon seit vier Jahren in Deutschland wohnte und die Familie durch Familienzusammenführung nachkommen ließ.

Vermissen Sie Ihre alte Heimat?
Ja, ich vermisse meine Kindheit. Ich bin dort auf dem Land aufgewachsen, in der schönen Natur. Ich vermisse diesen Lebensraum in der Natur.

War es für Sie schwer Deutsch in einer bestimmten Zeit zu lernen?
Klar, es fiel mir sogar sehr schwer. Ich hatte ja keine Deutschkenntnisse und auch keine Hilfe. Ich habe pro Tag mindestens 20 Wörter gelernt. Natürlich braucht man eine geregelte Lernzeit und Disziplin.

Wie fanden Sie die IK-Klasse und was ist sie?
Ich fand die IK-Klasse sehr angenehm. Wir wurden von Frau Kunze-Engemann unterrichtet. Sie hat uns jeden Tag gefragt, welches Datum wir haben und wie das Wetter ist. Da das Wetter in Deutschland sehr wechselhaft ist, konnte ich jeden Tag das Wetter mit einem anderen Wort beschreiben.

Fanden Sie schnell Freunde?
Ja, ich fand zwei Freundinnen, die auch in der IK-Klasse sehr fleißig lernten. Die eine davon ist später Informatikerin geworden.

Was war Ihr Lieblingsfach?
Meine Lieblingsfächer waren Kunst, Chemie, Mathe und Sport.

Wann haben Sie sich entschlossen Lehrerin zu werden?
Der Beruf hatte mich schon in meiner Kindheit interessiert; das war in der 10. oder 11. Klasse. Aber es hat sich auch eingependelt, da wir in der Familie viele Lehrerinnen und Lehrer haben.

Welche Tipps haben Sie für die zukünftigen IK-Schüler damit sie besser und schneller Deutsch lernen?
Ich kann nur sagen, dass man geregelte Lernzeiten braucht, sich daran hält und sich auch klar macht, wie viele Wörter man an einem Tag lernen möchte. Außerdem sollte man jeden Tag sehr viel Deutsch sprechen, die Hoffnung nicht verlieren und an sich glauben.

Wie haben Sie es geschafft Lehrerin zu werden?
Ich habe Deutsch gelernt und mein Studium absolviert. Dazu musste ich am Tag vier oder mehr Stunden lernen, sonst wäre ich heute nicht an der Martin-Buber Schule.

Das Interview führten für die Schülerzeitung Kompass: Mariza Wörpel und Tabea Vogel, 9A

Erfahrungsbericht von Umar Khan

Ein ehemaliger IK-Schüler erzählt über seine Erfahrungen in der IK-Klasse

Viele Leute haben mich gefragt, was die Intensivklasse überhaupt ist, weil sie davon nie zuvor gehört hatten und ihnen die Wichtigkeit der Intensivklasse nicht bekannt war. Ich möchte hier berichten, welche Rolle diese Klasse in meinem Fall gespielt hat.

Am 23. April 2012 war es endlich soweit. Meine Familie und ich kamen nach Deutschland. In Pakistan waren meine Familie und ich wegen unserem Glauben verfolgt worden und mussten flüchten. Für mich war alles neu, viele Fragen schwirrten durch meinen Kopf und die wichtigsten Fragen waren, was aus mir in Zukunft werden würde und wie ich diese neue Sprache lernen könnte.
Zum Glück gab es einen große Hoffnung für mich und das war mein Cousin Adnan, der mir in dieser schwierigen Zeit geholfen hat und er erzählte mir von der Intensivklasse, die er selbst kennen gelernt hatte.

Nach den Sommerferien gab es dann endlich einen freien Platz für mich in der Intensivklasse der Martin-Buber-Schule. Von den 16 Schülern war ich der einzige aus Pakistan. Die anderen kamen aus Afghanistan, Ungarn, Peru, Spanien, der Türkei, Rumänien, Italien und Eritrea. Die einzige Sprache, die wir alle gemeinsam kannten, sollte Deutsch sein, deshalb haben alle versucht, es schnell zu lernen. Am Anfang war es sehr schwer für mich.

Wir hatten drei Lehrerinnen: Frau Kuntze-Engemann, Frau Saar-Tebati und Frau Happel. Wir haben Grammatik bei Frau Kuntze-Engemann, Sprechen bei Frau Saar-Tebati und Mathe bei Frau Happel gelernt.

An meinem ersten Schultag war ich sehr aufgeregt. Mein Cousin hat mich zur Schule gebracht, doch dann war ich ganz allein. Die ersten drei Monate waren sehr schwer. Ich hatte keine Freunde, ich war oft allein und konnte weder etwas in der Cafeteria bestellen, noch jemandem erklären, was ich brauche. Danach wurde es besser, ich konnte etwas Deutsch, um in den Randstunden bereits eine Klasse zu besuchen.

Aber es war nicht einfach. Zunächst wollte ich nicht aus der Intensivklasse heraus in die normale Klasse. Die Intensivklasse war klein mit nur 16 Schülern. In der Regelklasse habe ich die Lehrer nicht genau verstanden. Die Aufgaben waren sehr schwer zu lösen für mich, da ich sie auch nicht genau verstanden hatte. Nach einiger Zeit habe ich bei Aufgaben, die ich nicht verstanden habe, auch meine Mitschüler gefragt. Dadurch bekam ich eine große Hilfe.

Meiner Meinung nach sprechen alle IK-Schüler und -Schülerinnen gut Deutsch, aber nicht nur deswegen, weil wir viel gelernt haben, sondern auch weil uns unsere IK-Lehrerinnen mit viel Fleiß und Geduld Deutsch beigebracht haben. Ohne deren Hilfe wäre ich heute nicht so gut und dort, wo ich bin. Durch viel Fleiß und viele Hausaufgaben in der Intensivklasse habe ich gut Deutsch gelernt. Ich möchte den Kindern der Intensivklasse empfehlen, sich immer auf ihr Ziel zu konzentrieren und es nicht aus den Augen zu verlieren.

Und danach war Umar einer der besten Schüler seines Jahrgangs, aufgrund seiner hervorragenden Leistungen hat er sogar an einem Mathematikwettbewerb teilgenommen.